Presseinformation - 5. Januar 2023
Deutschland erlebt Zeitenwende
Satz des Jahres 2022 stammt von Olaf Scholz
Der deutsche Satz des Jahres 2022 lautet: "Wir erleben eine Zeitenwende." Diesen Satz äußerte Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Regierungserklärung zum Ukraine-Krieg am 27. Februar 2022 vor dem Deutschen Bundestag.
Der Satz fiel in einer Sondersitzung des Bundestages drei Tage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, der am 24. Februar 2022 begann.
Begründung
Nach Ansicht der Jury bringt der ausgewählte Satz ein zentrales gesellschaftliche Thema des Jahres 2022 in Deutschland auf den Punkt, nämlich die grundlegenden politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs. In den Bewertungskategorien Relevanz, Wirkung und Prägnanz hat der Satz von der Jury jeweils den Höchstwert erhalten (5 aus 5).
Der Satz bedeutet: "Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe wie die Welt davor," wie Scholz selbst in seiner Rede erklärte. Der Satz des Kanzlers wurde häufig zitiert – über 28.000 Suchmaschinen-Ergebnisse auf Google.
Das Schlüsselwort des Satzes, "Zeitenwende", wurde von Scholz und anderen seit der Rede vom 27. Februar häufig wiederholt und von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres gekürt.
Bemerkenswert fand die Jury an dem Satz auch das von Scholz verwendete Verb "erleben", welches den mangelnden Einfluss Deutschlands auf die beobachtete Zeitenwende andeutet.
Der Scholz-Satz landete knapp vor einem Ausspruch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock vom 24. Februar zum gleichen Thema: "Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht."
Nach Ansicht der Jury bringt auch dieser Satz prägnant die radikal veränderte Weltlage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine zum Ausdruck. Im Gegensatz zum „Zeitenwende“-Satz fand Baerbocks Satz jedoch deutlich weniger Resonanz in Medien und Öffentlichkeit, wie die Zahl von knapp 1.400 Suchmaschinen-Ergebnissen auf Google belegt.
Jury
Die Jury bestand aus dem Kommunikationspsychologen Prof. Dr. Friedemann Schulz von Thun, der Kabarettistin Turid Müller und dem Strategieberater Milon Gupta. Sie wählten den Satz aus 23 gültigen Vorschlägen, die bis Ende 2022 eingereicht worden waren. Das Hauptkriterium für den Satz des Jahres ist, dass er ein wichtiges gesellschaftliches Thema oder Ereignis in Deutschland auf den Punkt bringt.
Der Satz des Jahres ist bereits zum 14. Mal gekürt worden. Die Satz-des-Jahres-Aktion wurde 2009 von Milon Gupta ins Leben gerufen. Sie ist privat organisiert und verfolgt keine kommerziellen oder parteipolitischen Absichten. Ziel der Aktion ist es, die Menschen in Deutschland für den öffentlichen Gebrauch von Sprache zu sensibilisieren und prägnante Aussagen, die repräsentativ für ein Jahr sind, vor dem Vergessen zu bewahren.
In die engere Auswahl für den Satz des Jahres 2022 kamen auch folgende Sätze:
"Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht."
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am 24. Februar nach einer Sitzung des Krisenstabs im Auswärtigen Amt nach dem russischen Einmarsch
in die Ukraine
"Wenn man Putin ein bisschen schaden will, dann spart man Energie."
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in einem Statement am 5. März 2022
"Das sind die Momente in der Außenpolitik wo man eigentlich nur zwischen Pest und Cholera wählen kann."
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am 6. März in der ARD-Talkshow-Sendung „Anne Will“ zur Entscheidung der Bundesregierung gegen eine
Flugverbotszone über der Ukraine
"Wir sind gescheitert mit der Errichtung eines gemeinsamen europäischen Hauses, in das Russland einbezogen wird."
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, SPD, am 4. April nach Kritik vor allem aus der Ukraine zur bisherigen Russlandpolitik Deutschlands,
die er wesentlich mitgeprägt hatte
Bemerkenswert fand die Jury auch folgenden Satz zu einem 2022 weniger beachteten Thema:
"Wir Fußballerinnen sollten ab der 2. Liga so gut verdienen, dass niemand mehr nebenbei arbeiten gehen muss."
Fußballnationalspielerin Lina Magull am 11. Juli in der Bild-Zeitung
Sätze des Jahres 2009-2021:
2021
"Besiegen wir das Virus nicht weltweit, kommt es mit dem nächsten Flieger zurück."
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller
2020
"Hass ist keine Meinung."
Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender
2019
"Bitte hört auf die Wissenschaft!"
Klimaaktivistin Luisa Neubauer
2018
"Ich lasse mich nicht von einer Kanzlerin entlassen, die nur wegen mir Kanzlerin ist."
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU)
2017
"Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren."
FDP-Vorsitzender Christian Lindner
2016
"Wir haben im Moment keinen Zustand von Recht und Ordnung."
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer
2015
"Wir haben so vieles geschafft - wir schaffen das!"
Bundeskanzlerin Angela Merkel
2014
"Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im
öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen."
CSU-Leitantragsentwurf zu "Bildung - Migration - Integration"
2013
"Das Internet ist für uns alle Neuland."
Bundeskanzlerin Angela Merkel
2012
"Mir fehlte das Fingerspitzengefühl."
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück
2011
"Fukushima hat meine Haltung zur Kernenergie verändert."
Bundeskanzlerin Angela Merkel
2010
"Die Zeit der Basta-Politik ist vorbei."
Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler
2009
"Das steht mir zu."
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt zur Dienstwagenaffäre
Ab sofort können bis Jahresende Vorschläge für den Satz des Jahres 2023 eingereicht werden.
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