Presseinformation - 10. Januar 2011

Schluss mit Basta

Satz des Jahres 2010 stammt von Heiner Geißler


Der deutsche Satz des Jahres 2010 lautet: "Die Zeit der Basta-Politik ist vorbei." Er stammt von Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler. Der 80-jährige CDU-Politiker äußerte den Satz am 30. November 2010 in seinem Schlichterspruch zum Bahnhofs-Bauprojekt "Stuttgart 21".

Die Worte Geißlers drücken nach Ansicht der Jury prägnant den Anspruch vieler Bürgerinnen und Bürger aus, stärker an Entscheidungen zu öffentlichen Großprojekten beteiligt zu werden. Damit bringe Geißlers Satz einen wichtigen gesellschaftspolitischen Trend des Jahres 2010 auf den Punkt, so die Juroren.

Der Begriff "Basta-Politik" geht auf Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder zurück, der politische Diskussionen gelegentlich durch ein Machtwort ("Basta!") beendete. Im Kontext von "Stuttgart 21" bedeutet "Basta-Politik", dass der 15-jährige Planungs- und Entscheidungsprozess für den Bau des unterirdischen Durchgangsbahnhofs ohne ausreichende öffentliche Kommunikation erfolgte.

Die Juroren sehen in Geißlers Satz keine Beschreibung des aktuellen Zustands, sondern eine Aufforderung an Politiker, Entscheidungsprozesse transparenter zu gestalten und die Betroffenen stärker zu beteiligen. Dabei müssen Entscheidungen immer wieder begründet und erläutert werden. Zudem sind Bürgereinwände ernst zu nehmen; die Diskussion ist auf Augenhöhe zu führen. Aufgefordert sind aber auch die Bürgerinnen und Bürger, ihre Interessen frühzeitig aktiv wahrzunehmen. Ob die Zeit der Basta-Politik wirklich vorbei sei, werde, so die Jury, erst die Zukunft erweisen.

Der Satz des Jahres korrespondiert auffallend, aber nicht abgesprochen, mit dem Wort des Jahres 2010: "Wutbürger", eine Wortschöpfung, die den Bürgerzorn über politische Entscheidungen ausdrückt.

Die Jury bestand aus dem Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Frank Brettschneider, dem Kölner Kabarettisten Wilfried Schmickler und dem Satz-des-Jahres-Organisator Milon Gupta. Sie wählten den Satz aus mehr als 30 Vorschlägen, die bis Ende 2010 per Website eingereicht wurden.

In die engere Auswahl kamen, in chronologischer Reihenfolge, auch folgende Sätze:

"Wer anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein."
FDP-Vorsitzender Guido Westerwelle am 11. Februar 2010 in der Debatte zur Neuberechnung der Arbeitslosengeld II-Regelsätze zur Grundsicherung für bedürftige Arbeitssuchende, umgangssprachlich "Hartz IV"

"Was wir am Karfreitag bei Kunduz erleben mussten das bezeichnen die meisten verständlicherweise als Krieg - ich auch."
Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am 9. April 2010 nach einem tödlichen Anschlag auf Bundeswehrsoldaten in Afghanistan

"Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!"
Aufmacher-Schlagzeile der "Bild"-Zeitung vom 4. September 2010 zur Kampagne des Boulevard-Blattes für Meinungsfreiheit im Kontext der Hartz IV-Diskussion und der Integrationsdebatte

"Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland."
Bundespräsident Christian Wulff am 3. Oktober 2010 auf der zentralen Einheitsfeier in Bremen

Das Hauptkriterium für die ausgewählten Sätze war, dass sie wichtige gesellschaftliche Trends im Deutschland des Jahres 2010 auf den Punkt bringen.

Die Satz-des-Jahres-Aktion ist privat organisiert und verfolgt keine kommerziellen oder parteipolitischen Absichten.

Ab sofort können bis Jahresende Vorschläge für den Satz des Jahres 2011 unter der Webadresse www.satzdesjahres.de eingereicht werden.


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